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1. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 12

1912 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
12 Erste Periode. Vom Ende des 4. Jh. bis 843. dar. Aber schon in früher Zeit wurde der oberste der Äsen, Wodan, Träger gewisser sittlicher und Kulturideen, verdrängte seine Verehrung diejenige der früheren Götter bei allen Germanen, war der Glaube an ein Fortleben der Seele nach dem Tode lebendig: sie lebt (nach der Edda) bei der Hel oder, von den „Totenwählerinnen“, den Walkyren, geleitet, in Walhall bei Wodan; auch bestand der Glaube, daß nach dem Weltbrande (ahd. müspilli, in der Edda ragna r<?k „Götterende“), in dem die schuldbeladenen Götter ihren Untergang finden, eine schönere, bessere Welt entstehen werde. Neben den oberen Göttern stehen die niederen Gebilde der Mythologie, Biesen, Zwerge, Wasser- und Waldfrauen. Der Kultus war einfach und fand in heiligen Hainen zur Zeit der Sonnenwenden und Tag- und Nachtgleichen statt. 3. Entstehung der germanischen Mittelmeerstaaten: ostgermanische Wanderung (sog. Völkerwanderung). § 6. a) Die Ursachen der sog. Völkerwanderung lagen vor allem in der Landnot der Germanen: durch die Befestigungen am Rhein ünd~an der Donau, durch den Limes und die Eroberung Daciens an weiterer Ausdehnung gehindert, gingen die Westgermanen immer mehr zur Seßhaftigkeit und zum Ackerbau über, was eine starke Vermehrung der Volkszahl und einen Druck gegen die Ostgermanen zur Folge hatte. Als Antriebe geringeren Grades wirkten auch mit innerer Hader und das- Andrängen der slawischen Jstachbarn.1 Bei dem vorwiegenden Nomadenleben im Osten und der vorwiegenden Seßhaftigkeit im Westen erscheinen diese Bewegungen als wirkliche Wanderungen nur dort, hier mehr als Völkerausbreitung. Einen besonderen Charakter tragen die Züge der Angelsachsen nach Britannien; es sind Raubfahrten, die zur Kolonisation führten. § 7- b) Kämpfe um die Grenzprovinzen (bis 395). Der Anfang der „Völkerwanderung“ war der Harjlamannenkrireg 180 (I § 116). 1) Der Einbruch der Hunnen hat für die „Völkerwanderung“ keine andere Bedeutung, als daß durch ihn die Donaugermanen zu einem neuen Ansturm gegen das Römische Reich veranlaßt wurden und daß seitdem ein rascheres Tempo in die Völkerbewegungen kam.

2. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 22

1912 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
22 Erste Periode. Vom Ende des 4. Jh. bis 843. einheitlich zusammenzufassen („und Muhammed ist sein Prophet“). Im Alter von 40 Jahren mit seinen Lehren auftretend, fand er in Mekka nur Spott und Verfolgung, so daß er 622 nach Medina zog (Hedschra).1 Hier gewann er Anhang, bezwang Mekka und unterwarf bis zu seinem Tode (632) fast ganz Arabien. Seine Religion (Islam = gläubige Ergebung [in Allahs Willen], Muslim — Gläubige) ist ein reiner Monotheismus, dem aber gemäß der phantasielosen und nüchternen Art der Semiten (vgl- I § 2) innere Vertiefung fehlt. Seine Moral ist ganz äußerlich und verlangt zahllose Gebete, Waschungen, Almosengeben und die Pilgerfahrt nach Mekka; die Kaaba blieb trotz dem Monotheismus nationales Heiligtum. Daher der Fatalismus, das Gebot seine Lehre mit Gewalt zu verbreiten, die Verheißung der sinnlich ausgemalten Freuden des Paradieses; daher die Unbesiegbarkeit des Islam viele Jahrhunderte lang; daher aber auch der Mangel innerer Entwickelung und die Erstarrung, der diese Religion mit der weltlich-geistlichen Despotie, die sie schuf, anheimfallen mußte. Immerhin besteht Muhammeds Verdienst darin, daß er die Araber in die Kulturwelt eingeführt und zahlreichen Völkern Asiens und Afrikas, denen das Christentum zu hoch war, eine Religion geschaffen hat, die dogmatisch und ethisch weit über ihren nationalen Götzendiensten stand. 17, 2. Das Chalifat bis ins 9. Jh. Als Nachfolger (Ghalis) Muhammeds in seiner Stellung als Herrscher und Oberpriester wurde sein Schwiegervater anerkannt, der des Propheten Aussprüche zum Koran zusammenstellen ließ. Dann folgte der tüchtige und kriegerische Omar, der Syrien, Iran, Mesopotamien und Ägypten eroberte und Bassora und Kairo gründete. Nach schweren inneren Kämpfen wurde (661) die Dynastie der Umaijaden begründet, die ihren Sitz in Damaskus nahmen. Die islamitische Welt spaltete sich seitdem in zwei Teile, die Schiiten, die nur Muhammeds Verwandte als wahre Chalifen und den Koran, den sie nach freiem Ermessen auslegten, als 1) Von da beginnt die mukammedanische Zeitrechnung.

3. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 173

1912 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Iv, Der Dreißigjährige Krieg 1618 — 48. 173 c) Verfassungsbestimmungen. Der letzte Rest kaiserlicher Zentralgewalt ging verloren; die Reichsstände erhielten volle Landeshoheit, durften sogar mit auswärtigen Mächten, nur nicht gegen Kaiser und Reich, Bündnisse schließen; das Reich wurde wesentlich ein Staatenbund selbständiger Binzeistaaten. Es gab keine Reichsdiplomatie, kein stehendes Reichsheer, fast keine Reichseinkünfte, keine Reichsminister. Ein Reichstagsbeschluß bedurfte der Übereinstimmung des Kaisers und des 240 Stimmen zählenden Reichstages,1 der in 3 Kollegien („Kurien“) zerfiel, den Kurfürstenrat (8 Stimmen), den Fürstenrat (69 geistliche, 96 weltliche, wozu noch 2 Stimmen nicht gefürsteter Prälaten und 4 für sämtliche Grafen und Herren kamen) und die Städte (61). Das politische Leben zog sich nun völlig in die Einzelstaaten zurück. Nirgends begann es sich kräftiger zu entwickeln als in Brandenburg: die Todesstunde der alten deutschen Nation und des alten Reiches war zugleich die Geburtsstunde des preußischen Staats. Für das wirtschaftliche und soziale sowie für das geistige Leben der Nation waren die Folgen des fürchterlichen Krieges in mancher Beziehung auf anderthalb Jahrhunderte hinaus vernichtend. Die Bevölkerung Deutschlands war auf etwa die Hälfte, in vielen Gegenden auf ein Zehntel des früheren Bestandes und noch tiefer gesunken. Große Strecken Landes waren Wüsteneien geworden, Handel, Gewerbe und Wohlstand vernichtet, das geistige Leben fast völlig erstarrt; ja es schien eine Zeitlang, als ob auch die deutsche Sprache in einem greulichen Gemisch von Sprach-brocken zu gründe gehen sollte. Aber diese Zerstörung ohne gleichen wurde für unser Volk der Anfang neuen Lebens; an zwei Mächten hat es sich wieder aufgerichtet; es sind die Glaubensfreiheit und der preußische Staat. 1) Seit 1663 hat der Reichstag ohne Unterbrechung in Regensburg getagt bis 1806.

4. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 111

1910 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
. . I Ilk t Dip Befreiungskriege 1813 —1815. Ill ---------------------------------------------------------------- Ney. Die Tranzosen zogen, sehr geschwächt, in Moskau ein; Napoleon nahm in dem alten Zarenpalast, dem Kreml. Wohnung. Da begann im September der Brand von Moskau; er war ein Werk des Generalgouverneurs Grafen ßostoptschin (spr. ßastaptschin). Er untergrub vollständig die Mannszucht, und damit begann der Untergang der Großen Armee. Napoleon verlor mit fruchtlosen Unterhandlungen kostbare Zeit und trat erst am 19. Okt. den ßückzug an. Yerzweifelte Kämpfe gegen Kutusow und Kosakenschwärme, die mit dem Beginne des November eintretende Kälte, Hunger und Entbehrungen aller Art vollendeten die Vernichtung f des Heeres. Beim Übergange über die Beresina (spr. Birö-sina) büßten Tausende das Leben ein. Napoleon eilte nach Paris. In erbarmenswertem Zustande erreichten die letzten Trümmer der Großen Armee die preußische Grenze. Was geschehen war, erschien wie ein Gottesgericht. Der Untergang der Großen Armee machte auch den ßückzug Macdonalds und der Preußen notwendig. Um nicht das preußische Korps nutzlos aufzuopfern und in der Überzeugung, daß die Stunde des Befreiungskampfes gekommen sei, schloß der „eiserne“ Torck, während Friedrich Wilhelm noch zauderte, auf eigene Faust und dem Könige seinen Kopf zu Füßen legend, mit dem russischen General Diebitsch am 30. Dezember 1812 auf der Mühle zu Poscherun bei Tauroggen eine Konvention, welche die preußischen Truppen für neutral erklärte. eta. Zfmiv&'v» > k 'uvwtt dt Im- Iii. Die Befreiungskriege 1813 — 1815. 1. Der Neubau des preußischen Staats. Der Zusammenbruch von 1806 und die Fremdherrschaft brachten materielle Leiden und riefen das brennende Gefühl der Schmach wach; daraus entsprang beim König und beim Yolke Selbsterkenntnis und das Verlangen nach Erneuerung des Lebens. Zwar war des Königs ängstliche Natur durchgreifenden Beformen nicht günstig; aber es ist sein Verdienst, daß, wenn sein klarer Sinn sich von der Zweckmäßigkeit der Vorschläge seiner Bäte überzeugt hatte, er sie dann schützte gegen die Bureaukraten

5. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 161

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
Iii. Die Habsburgische Weltmacht und Frankreich. 161 gewicht wiederherzustellen. Der Papst entband den Franzosenkönig von den beim Friedensschlüsse geleisteten Eiden, und eine Versammlung der französischen Großen erklärte die Friedensbedingungen für null und nichtig; trotzdem dürfe der König nicht etwa in die Gefangenschaft des Kaisers zurückkehren, obgleich er den Friedensvertrag nicht ausführen könne; denn er sei nach göttlichem und menschlichem Rechte verpflichtet, bei seinem Volke zu bleiben und es zu führen und zu beschützen. Die „Staatsraison" stellt sich hier über die ritterliche Moral des Mittelalters. Bald standen die Verbündeten dem Kaiser wieder im Felde gegenüber. Durch diese neuen Kämpfe wurde Karl so stark in Anspruch genommen, daß er vorläufig auf die Durchführung des für die Reformation ungünstigen Wormser Reichstagsabschiedes verzichten mußte. Solange er in den Kämpfen gegen seine äußeren Feinde auf die Äilfe der Reichsstände angewiesen war, von denen einige der bedeutendsten auf Luthers Seite standen, konnte er überhaupt an die Ausrottung der Ketzerei in Deutschland nicht denken, und die Ausführung des Speierer Beschlusses von 1529, gegen den die evangelischen Stände protestiert hatten, wurde durch die Türkennot unmöglich. So versprach denn der Kaiser in dem Ausschreiben, das die Stände zum Besuche des Augsburger Reichstages von 1530 aufforderte, aufs neue „eines jeglichen Meinung und Opinion in Liebe zu hören". Es wäre ein Wunder gewesen, wenn seine auswärtigen Feinde und die Protestanten im Innern des Reiches, die sich durch ihn bedroht fühlten, sich nicht schließlich gegen ihn verbündet hätten. Doch geschah das erst nach Luthers Tode, als Karl durch seine Erfolge im Schmalkaldischen Kriege die Protestanten in schwere Bedrängnis brachte und zur Unterwerfung unter die Beschlüsse des Tridentiner Konzils zwingen wollte. Da suchte Kurfürst Moritz, als er sich zum Abfall vom Kaiser anschickte, das Bündnis des Königs von Frankreich. Denn nur mit auswärtiger ioilfe glaubten er und feine fürstlichen Bundesgenossen ihre politische Unabhängigkeit und ihre religiöse Freiheit schützen zu können. Für diese Hilfeleistung gab er die lothringischen Bistümer Metz, Toul und Verdun den Franzosen preis. Die fürstliche Gewalt, an die sich die lutherische Reformation hatte anschließen müssen, war also nicht imstande, sich und ihren Glauben gegen die spanische Fremdherrschaft zu schützen. So mußte für die Bundeshilfe deutsches Gebiet geopfert werden. Karl hatte seine Ziele nicht erreicht. Weder war er der Äerr aller Könige auf Erden geworden, noch hatte er gewaltsam die Glaubenseinheit wiederherstellen können. Beide Bemühungen waren Kästner und Brunner, Geschichte. Ii. B. 11

6. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 163

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
Iv. Der Protestantismus in Westeuropa. 163 deutschen und Schweizer Reformierten. Im Kampfe mit den am alten Glauben festhaltenden Urkantonen fand Zwingli 1531 in der Schlacht bei Kappel den Untergang. Infolge seines frühen Todes haben seine Bestrebungen über die deutsche Schweiz hinaus keine Bedeutung gewonnen. Das von ihm begonnene Werk wurde von dem Franzosen Johann Calvin in Genf weitergeführt. Er hatte sein Heimatland infolge seiner evangelischen Überzeugungen verlassen müssen; denn so unbedenklich Franz I. sich in seiner äußeren Politik der Lilfe der deutschen Protestanten bediente, im Innern wollte er die Herrschaft der katholischen Kirche streng aufrechterhalten. Am seine Glaubensgenossen gegen die Verdächtigung zu verteidigen, als seien sie Aufrührer und Schwärmer, richtete Calvin an den französischen König seine erste große Schrift: „Grundriß der christlichen Religion", in der er die gereinigte Lehre in systematischer Klarheit zusammenfaßte. Während der Germane Luther am Studium der Schrift die persönliche Äeilsgewißheit erlangt hatte und so der Gnade seines Gottes froh geworden war, stand für den Romanen Calvin die „Souveränetät Gottes", die für ihn in der willkürlichen und un° erforschlichen Vorherbestimmung (Prädestination) zum Ausdruck kommt, im Vordergrund der christlichen Verkündigung. Dementsprechend ist es die Pflicht der zur Seligkeit Berufenen, die Majestät und Herrlichkeit ihres himmlischen Königs auf Erden zur Darstellung zu bringen. Das kann nur durch reinen Wandel nach dem Gesetze Gottes geschehen; der Calvinismus hat daher etwas Starr-Alttestamentliches in seinem Wesen. Bezeichnenderweise hat er zunächst keine eigene religiöse Dichtung hervorgebracht, sondern sich für den Gemeindegesang im Gottesdienst mit einer Bearbeitung der Psalmen begnügt. Alle Einrichtungen in Kirche und Staat sollen dazu dienen, die Glieder zu christlicher Lebensführung zu erziehen. Daher waren Fragen der Verfassung für Calvin nicht so gleichgültig wie für Luther, dem es genügte, „wenn das Wort Gottes lauter und rein gelehret wird". Er fand vielmehr in der Schrift eine ganz bestimmte Gemeindeverfassung vorgeschrieben: Doktoren, Pastoren und Älteste, aus der Wahl der Gemeinde hervorgegangen, sollen gemeinsam über Lehre und Leben der Glieder wachen und gegen solche, die einen unwürdigen Wandel führen, mit strengen Zuchtmaßregeln vorgehen. So gelang es, in Genf eine Theokratie zu errichten, die an gesetzlicher Äärte wohl mit der mittelalterlichen Inquisition wetteifern konnte. Calvin wußte seine Anhänger mit dem Bewußtsein zu erfüllen, das erwählte Volk Gottes zu sein; Gottes Kämpfe hätten sie auf 11*

7. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 10

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
10 Iv. Christentum und Kirche im römischen Reiche. der kaiserlichen Eheprämien nahm die Zahl der Eheschließungen immer mehr ab. — So war im kaiserlichen Rom mit höchster Zivilisation tiefste Verderbnis verbunden. Iv. Christentum und Kirche im römischen Reiche. Bei den Völkern des Altertums war die Religion eine politische Angelegenheit; wer Bürger eines Staates war, mußte auch gegen dessen Götter die staatlich festgesetzten Pflichten erfüllen; wer die Staatsgötter antastete, wurde vom Gericht bestraft. So mußte Sokrates den Giftbecher leeren, weil er angeblich neue Götter einführen wollte. Zum Entgelt für den angeordneten Dienst waren die Götter die Helfer und Schützer des Vaterlandes. Zn den letzten vorchristlichen Jahrhunderten aber fielen die Schranken, welche die einzelnen Rationen voneinander trennten. Das Reich Alexanders d. Gr. vereinigte Griechen und Barbaren; die griechische Kultur breitete sich über den ganzen Orient aus, nahm aber mancherlei von den Errungenschaften der alten Kulturvölker des Ostens, der Babylonier und Ägypter, in sich auf. So sind im Zeitalter des Hellenismus die Völker des Morgenlandes einander näher gekommen, und wie in dem Bereiche des Handels, so entwickelte sich auch auf geistigem und religiösem Gebiet ein lebhafter Austausch. Man nahm die fremden Götter bereitwillig auf und stellte sie neben die eigenen, denn man traute auch ihnen Macht zu und wollte sie nicht verletzen. „Allzu gottesfürchtig" nannte Paulus die Athener, als er sah, daß sie, um ja keinen der himmlischen zu vernachlässigen, sogar dem „unbekannten Gotte" einen Altar gebaut hatten. Ein einheitliches religiöses Band aber für alle Glieder der einzelnen Reiche bildete die göttliche Verehrung des Herrschers, die schon von Alexander gefordert wurde, nachdem ihn die Priester des Zeus Ammon als „Sohn des Gottes" begrüßt hatten. Noch bunter wurde diese Mischung, als Rom das ganze Mittelmeergebiet unter seiner Herrschaft vereinigt und die Bewohner der weiten neuerworbenen Länder in die Wirren der Bürgerkriege hineingezogen hatte. Da erschien die Herrschaft des Augustus als Erlösung aus den Schrecken der Revolutionen; als „Friedensbringer" und „Heiland" begrüßte man ihn. Er selbst erhob zwar noch keinen Anspruch auf göttliche Verehrung; dagegen wurde der verstorbene Cäsar unter die Zahl der Götter aufgenommen. Der Kultus des lebenden Herrschers drang erst mit der größeren Befestigung der Kaisermacht gegen Ende des ersten Jahrhunderts durch. Damit war ein neues Einheitsband für das weite Reich geschaffen, eine Staatsreligion, deren Übung Bürgerpflicht war.

8. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 106

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
106 Iv. Der Verfall d. mittelalterl. .Hierarchie u. d. Reformbestrebungen usw. waren. Ihr Besitz war infolge zahlreicher Gütereinziehungen zum großen Teil in die Lände des Königs gekommen und hatte dessen Stellung so gestärkt, daß er von den Geldbewilligungen des Parlaments unabhängiger wurde. Auch war durch die Schwächung des Adels dem Parlamentarismus einer seiner wichtigsten Träger geraubt. So kam es, daß die Tudors ein tatsächlich absolutes Regiment führen konnten, wenn auch grundsätzlich die Rechtsstellung des Parlaments nicht angetastet wurde. Iv. Der Verfall der mittelalterlichen Hierarchie und die Reform-bestrebungen der Kirchenversammlungen. Den Gewinn aus dem Kampfe zwischen Kaisertum und Papsttum hatten die deutschen Landesfürsten davongetragen. Inzwischen war im 13. Jahrhundert das französische Königtum erstarkt und hatte sich auch der Engländer siegreich erwehren können. So lag es für die Päpste nahe, sich gegen die letzten Reste der staufischen Macht in Italien französischer Äilfe zu bedienen: Karl von Anjou erhielt das Königreich Neapel. König Philipp Iv. wagte es nun, die Geistlichkeit und die Klöster seines Landes zur Besteuerung heranzuziehen. Darüber geriet er in Streit mit Papst Bonifaz Viii., in dem er die Großen des Reiches, Vertreter des Adels, der hohen Geistlichkeit und der Städte, zum erstenmal als »Etats Generaux« versammelte. In gewaltiger nationaler Erregung stellten sie sich auf die Seite ihres Königs. Demgegenüber faßte der Papst die Machtansprüche des Römischen Stuhls 1302 in der Bulle »Unam sanctam« zusammen, in der er ihnen einen schärferen Ausdruck gab, als es je zuvor geschehen war. Der Äeilige Vater sei der Inhaber der beiden von Christus der Kirche verliehenen Schwerter, d. h. der geistlichen und der weltlichen Gewalt\ Diese dürfe somit von den weltlichen Obrigkeiten nur im Interesse und im Aufträge der Kirche angewandt werden. Ein Fürst, der anders handle, widersetze sich der gottgewollten Ordnung. Darum sei es für jede menschliche Kreatur, wertn sie selig werden wolle, notwendig, dem römischen 1 Wie das mittelalterliche Papsttum Schriftworte im Sinne seiner Äerrschaftsansprüche anzuwenden wußte, dafür ist die in der Bulle »Unarn sanctam« gegebene Auslegung von Luk. 22, 38 und Matth. 26, 52 bezeichnend. Dort heißt es: „Daß in seiner (d. H. des Papstes) Gewalt zwei Schwerter sind, das geistliche und das weltliche, das lehren uns die Worte des Evangeliums (Luk. 22, 38). Denn als die Apostel sagten: ,Siehe, hier sind zwei Schwerter/ nämlich in der Kirche, da antwortete der Lerr nicht: ,Es ist zuviel/ sondern: ,Es ist genug/ Wer nun sagt, in des Petrus Gewalt sei das weltliche Schwert nicht, der achtet schlecht auf des Lerrn Wort (Matth. 26, 52): ,Stecke dein Schwert in die Scheide.'"

9. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 139

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
Ii. Luther und die Reformation. 139 von Flugschriften jene zornig-treffsichere Beredtsamkeit, die Sprache volkstümlicher, derber Gradheit und Grobheit, mit der er weiteste Kreise des Volkes packte; und „mit dieser Resonanz aus dem Volke" wurde er stark. In jenen Tagen, da die amtliche Kirche gegen ihn ausholte und das deutsche Volk in ihm seinen Anwalt erkannte, blieben die bisherigen Freunde, auch Staupitz, in düsterer Sorge hinter dem Genius zurück. Die Politik der Kurie stimmte die nun folgenden „Ketzerverhöre" Luthers klug aus den Ton friedlicher Beilegung: bekannt sind die scharfen Antworten, die Kaiser und Papst auf Maximilians letztem Reichstage zu Augsburg 1518 von den geistlichen wie weltlichen Fürsten erhielten, als sie diese zum Türkenkriege aufforderten. Ehe man Mittel hierfür bewilligen wollte, verlangte man Abstellung der offenkundigen Mißstände in Kirche und Reich. Auch suchte die Kurie die Wahl von Maximilians habs-burgisch-spanischem Enkel zu hintertreiben und Franz I. von Frankreich die Krone zu verschaffen, und dazu bedurfte sie reichsständischer und besonders kurfürstlicher Mithilfe. Während die „Beschwerden deutscher Nation" in Augsburg laut wurden, stand Luther im Fuggerhause vor dem päpstlichen Reichstagslegaten Cajetan (aus Gaeta). Demütig warf sich der deutsche Doktor vor dem italienischen Kirchenfürsten auf die Erde; aber widerrufen konnte er nicht, mochte auch des Kardinals Umgebung lachen, so oft Luther die Bibel nannte. Zur Verhaftung zu schreiten, konnte man angesichts der reichsständischen Beschwerden trotz geheimer Vollmacht nicht wagen. Da Luther aber nicht ohne Grund fürchtete, daß man ihn heimlich beiseite schaffen wolle, so verließ er Augsburg bei Nacht. Er gab jedoch dem Kardinal und dem „übelunterrichteten Papste" seinen Standpunkt schriftlich zu Protokoll. Bei seiner Rückkehr fand er den jungen Pfälzer Schmiedssohn Philipp Melanchthon in Wittenberg vor; mit dessen Berufung hatte der Kurfürst einen langgehegten Wunsch Luthers nach einem Lehrer des Griechischen erfüllt, und nun konnten die wissenschaftlichen Bestrebungen des Äumamsmus mit dem Werke der Reformation zu einer über bloße Satire und Standesbildung hinauswachsenden neuen Volkskultur zusammenrinnen. Der bereits stockende Ablaßhandel mahnte die Kurie zur Vorsicht. Der liebenswürdige 30 jährige kurmainzisch-meißensche Dom- und Kammerherr von Miltitz sollte anläßlich einer Gesandtschaftsreise zum sächsischen Kurfürsten den „Skandal" beilegen. Tetzel verschwand im Kloster, und Luther ließ sich während der Altenburger Verhandlung zu dem Versprechen herbei, in einer öffentlichen Schrift das Volk zur Ehrfurcht gegen die Kirche zu ermahnen und ausdrücklich zu betonen, daß er nicht zu ihrer Schmach, sondern zu ihrer

10. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 13

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
Iv. Christentum und Kirche im römischen Reiche. 13 Worten verband» er einen andern Inhalt als die Iuben mit ihrer nationalen .Hoffnung. Nicht das Joch der Römer wollte er brechen, wohl aber die Menschen aus der Knechtschaft der toünbeunb Schulb zum innigsten Liebesbunbe mit dem himmlischen Vater führen. Dem geistlichen Lochmut der teitenben Kreise stellte er die Forberung der Barmherzigkeit gegenüber und verlangte Abung der Nächstenliebe über den engen Kreis der Volksgenossen hinaus. Mit solcher Wirksamkeit mußte er freilich bei den Pharisäern Anstoß erregen, die, in ihrer nationalen Hoffnung enttäuscht, ihn dem Kreuzestod überlieferten. Das geschah, wie auch der römische Geschichtsschreiber Tacitus berichtet, zur Zeit des Tiberius unter bet Statthalterschaft des Pontius Pilatus. Jesus hatte eine Anzahl Jünger um sich gesammelt, die sich beim Untergang ihres Meisters verzweiflungsvoll zerstreut hatten. Aber in kurzem vereinigten sie sich wieber in Jerusalem. Unter ihrer Führung würde am Pfingstfest in Jerusalem die erste Christen-gemeinbe gegrünbet, die in dem auf er staub enen und,, erhöhten Messias ihren Lerrn und Meister verehrte und in der Übung der Brub er liebe sein vornehmstes Gebot erblickte. Bald brach über sie die Verfolgung herein. Sie würden über ganz Palästina und die Nachbarlänber zerstreut; überall aber, wo sie eine Synagoge fanben, verkünbeten sie das Evangelium von Jesus dem Christus, dem Gesalbten. So sinb bamals in Damaskus und Antiochien ©emeinben entstauben. In letzterer Stadt würden die Jesus gläubigen zuerst mit dem Namen „Ghristianer", Christen, bezeichnet. Waren es auch nur wenig berufsmäßige Verkünbiger des Evangeliums, so gaben boch Sanbwerfer, Matrosen, Sklaven die Botschaft weiter. So sammelten sich in den Stäbten Palästinas und Syriens nicht unbeträchtliche Christenscharen. Da würde der Pharisäer Paulus für das Evangelium gewonnen. Er würde der größte und erfolgreichste unter den Aposteln. Er setzte es durch, daß die Leiben, die das Evangelium annahmen, mit den „Iubenchristen" gleichgestellt würden, ohne sich zuvor unter das Joch des jübischen Gesetzes beugen zu müssen. — Für feine Missionstätigkeit nahm er Antiochien, die Lauptstabt der Provinz Syrien, zum Ausgangspunkt. Auf mehrfachen Reisen suchte er besonbers die Groß-stäbte auf, die die Mittelpunkte des Weltverkehrs bilbefen, vor allem Korinth und Ephesus, das wegen seines berühmten Dianatempels das Ziel vieler Pilgerfahrten war. Drei Jahre wirkte Paulus in biefer Stadt; ba klagten die Lanbwerker über den Verfall der Dianaverehrung; sie hatten den heibnifchen Wallfahrern Nachbilbungert des weltberühmten Tempels und ähnliche Anbenfen verkauft und iahen
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